Die Maori waren die ersten Siedler von Neuseeland, das sie Aotearoa – „Land der langen weißen Wolke“ – nannten.
Nachdem die Maori die Heimat ihrer polynesischen Vorfahren, Hawaiki, vor etwa 1000 Jahren hinter sich gelassen hatten, gründeten sie hier eine neue Gesellschaft, die auf dem Iwi (Stamm) basierte und Hunderte von Jahren florierte.
Ankunft in Aotearoa
Nach Angaben der Maori war Kupe der erste Seefahrer, der Neuseeland entdeckte. Er nutzte die Sterne und Meeresströmungen als Navigationshilfe und machte sich von der polynesischen Heimat Hawaiki aus mit seinem Waka Hourua (Reisekanu) auf die lange Reise durch den Pazifik. Man denkt, dass Kupe vor etwa 1000 Jahren am Hafen von Hokianga in der Region Northland an Land ging.
Sie werden den Ort Hawaiki auf keiner Landkarte finden, aber man nimmt an, dass die Maori von einer Insel oder Inselgruppe in Polynesien im Südpazifik stammen. Der genaue Ursprungsort ist nicht bekannt, aber die Sprache und Kultur der Maori zeigt eindeutig Gemeinsamkeiten mit Bewohnern anderer polynesischer Inseln wie Cook Islands, Hawaii und Tahiti.
Man vermutet heute, dass die Völkerwanderung der Polynesier geplant und wohl durchdacht war und auch viele der Waka Hourua nach Hawaiki zurückgekehrt sind. Moderne Nachbildungen der Waka Hourua, wie das Te Aurere haben die Reise durch den Pazifik mit Hilfe von traditionellen Navigationssystemen erfolgreich absolviert.
Im Laufe der nächsten Jahrhunderte folgten Kupe weitere Waka Hourua, die in verschiedenen Teilen Neuseelands landeten. Heutzutage können viele Iwi (Stämme) ihre ursprüngliche Herkunft und ihren Whakapapa (Stammbaum) auf bestimmte Waka Hourua zurückverfolgen.
Maori waren Experten im Jagen und Fischen. Wie für die meisten der Küstenbewohner war das Fischen für sie von zentraler Bedeutung. Und es spielte eine Rolle in ihrer Mythologie von Māui, dem Gott, heißt es, dass er die Nordinsel herausgefischt hat. Die Maori webten Fischernetze aus Harakeke (Flachs) und schnitzten Angelhaken aus Knochen und Steinen. Maori betrachteten Wale als Kaitiaki (Beschützer) und machten sowohl von ihrem Fleisch als auch von ihren harten Knochen als Waffen Gebrauch. Eine Tradition der Maori, die sich bis heute erhalten hat, ist es, den ersten Fang wieder ins Wasser zu werfen. Dies ist eine Geste um Tangaroa, dem Gott des Meeres, für seine Freigiebigkeit zu danken.
Maori jagten einheimische Vögel, wie auch den Moa, den einst größten Vogel der Welt, mit einer Reihe ausgeklügelter Fallen und Schlingen. Viele verschiedene Vogelarten, darunter Kereru und Tui, wurden verspeist. Der heute ausgestorbene Huia wurde allerdings als tapu (heilig) angesehen und niemals verzehrt; auch wenn seine Federn hoch geschätzt waren und die Köpfe der Rangatira (Häuptlinge) schmückten. Pinguine und Robben wurden ebenfalls von den Maori gejagt, vor allem auf der Südinsel. Muttonbirds waren im Süden des Landes schon immer begehrt und stellen dort noch immer einen Gaumenschmaus dar. Sie wurden in großen Säcken Seetang gelagert und konnten dadurch mehrere Monate aufbewahrt werden.
Die Maori ernährten sich von einheimischen Gemüsesorten und brachten auch Gemüse aus Polynesien mit, wie die Kūmara (Süßkartoffel). Zum Pflanzen und Ernten wurden verschiedene Werkzeuge verwendet wie Bagger, Spaten und Keulen. Maori aßen auch die Wurzeln von Farnen, die sie mit hölzernen Hämmern pulverisierten. Andere Nahrungsquellen waren Beeren und Puha (ein spinatartiges Gemüse). Maori kauten auch Gum, den Harz des riesigen Kauri-Baumes. Gewebte Flachskörbe und -taschen wurden benutzt, um Essen zu transportieren, das oft in einem Pātaka, einem Lagerhaus auf Stelzen, aufbewahrt wurde.
Die Maori erfanden eine raffinierte Art des Zubereitens von Essen, das noch heute sehr beliebt und für jeden Besucher ein Muss ist! Das Hāngī, oder Umu, ist ein Erdofen, der in einer Grube aufgebaut wird. Spezielle Steine werden ins Feuer hölzerner Stöcke gelegt. Darüber kommt eine Lage mit grünem Flachs, auf dem dann Fleisch und Gemüse zusammen mit weiteren Lagen Flachs geschichtet werden. Der Ofen wird von einer Matte zugedeckt. Dann kommt Wasser auf die heißen Steine, wodurch das Essen gedünstet wird. Das langsame Kochen macht das Fleisch extrem zart, wobei das Holz und der Flachs für einen sehr delikaten, geräucherten Geschmack des Essens sorgen.
In den Zeiten vor den Europäern waren Kämpfe zwischen den Maoristämmen keine Seltenheit. Um sich vor den Attacken anderer Iwi zu schützen, bauten Maori ein so genanntes Pā (befestigtes Dorf). Diese Pā wurden häufig an strategisch günstigen Stellen errichtet, wie auf Hügeln und Graten. Die meisten Pā waren geschickt konstruiert, mit Begrenzungen und Gräben, um die Eindringlinge abzuwehren. Viele dieser historischen Pa-Stätten können noch heute im ganzen Land bestaunt werden.
Sowohl vor als auch nach Ankunft der Europäer haben Maori bewiesen, dass sie exzellente Krieger sind. Nur die Männer kämpften und eine der wertvollsten Waffen war die Speerartige Taiaha. Noch heute machen die Maori bei Feierlichkeiten von dieser meist wunderschön geschnitzten Waffe Gebrauch und ihre Verwendung wurde zu einer höchst anspruchsvollen Form der Kunst. Eine andere fürchterliche Waffe war die Mere (Keule), schön geschnitzt und zum Teil aus Pounamu (Grünstein oder Jade). Ein Krieger mit einem vollständigen Moko (Tattoo) auf dem Gesicht, der ein Taiaha oder Mere schwingt, ist ein wahrlich furchterregender Anblick.
Das Marae (Versammlungsstätte) stand einst im Mittelpunkt der Lebensgemeinschaft der Maori und hat noch heute in ihrer Gesellschaft eine wichtige Bedeutung. Wharenui (Versammlungshäuser, wörtlich großes Haus) waren große Bauten im Zentrum des Marae. Ein Versammlungshaus ähnelt im Aufbau dem menschlichen Körper. Die Vorderseite, Koruru genannt, stellt den Kopf dar. Die Maihi sind große Wände, die vom Kopf bis zum Boden reichen und stellen Arme dar. Die Amo sind kurze Wände an der Vorderseite des Wharenui, die die Beine darstellen und das Tahuhu, ein großer Balken entlang des Daches, stellt die Wirbelsäule dar. Viele Wharenui haben aufwendige Schnitzereien und Paneele, die sich auf das Whakapapa (den Stammbaum) des Stammes bzw. auf die Schöpfungsgeschichte der Maori beziehen.
Während die Maori überall auf der Nord- und Südinsel lebten, bewohnten die Moriori, ein anderer Stamm aus Polynesien, die Chatham Islands, fast 900 Kilometer östlich von Christchurch. Moriori, so nimmt man an, migrierten von der Südinsel zu den Chathams. Im späten 18. Jahrhundert lebten etwa 2000 Moriori auf den Chathams. Durch Krankheiten und Maori-Angriffe hat sich die Zahl des friedliebenden Stammes jedoch stark dezimiert. Der letzte vollblütige Moriori starb wohl im Jahre 1933.